Lebensmittelallergien nehmen seit Jahren zu. Für Patienten gibt es derzeit nur eine Lösung: das Vermeiden der allergieauslösenden Produkte. Fraunhofer-Forscher leisten einen wichtigen Beitrag zum Verbraucherschutz – sie entwickeln Verfahren, um die allergenen Substanzen in Nahrungsmitteln gezielt und sicher nachzuweisen. Zudem etablieren sie Prozesse, die die allergieauslösenden Eigenschaften von Lebensmittelzutaten reduzieren.
Im Projekt „LowAllergen“ wollen vier Fraunhofer-Institute die Situation von Lebensmittelallergikern verbessern: Das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI, für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV, für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie IME und für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM arbeiten gemeinsam an neuartigen Analysen von Lebensmittelallergien, der sicheren Bewertung von Allergenen, der Verringerung des allergenen Potenzials von Nahrungsmitteln sowie an Nachweisverfahren, die dieses exakt bestimmen. Es gilt, die allergieauslösenden Proteine zu identifizieren und Technologien zu etablieren, um diese bei der Lebensmittelproduktion zu entfernen beziehungsweise so zu behandeln, dass sie keine Allergien mehr auslösen. Dabei kooperieren sie mit dem Universitätsklinikum Leipzig.
Die Wissenschaftler haben ein Verfahren etabliert, mit dem die von den Antikörpern des Patienten erkannten allergieauslösenden Bestandteile/Regionen von Proteinen – Experten nennen sie Epitope – direkt aus den Antikörpern im Blutserum gelesen werden.
Darüber hinaus konnten die Wissenschaftler vom IVV in Freising zeigen, dass sich Sojaproteine so modifizieren lassen, dass sie weniger allergen sind. Mit verschiedensten Methoden wurden Sojaproteinisolate hergestellt und verändert. Die so hergestellten Sojaproteine zeichnen sich zudem durch bessere sensorische Eigenschaften wie Geschmack aus. „Wir haben bereits eine Patentanmeldung zur Herstellung hypoallergener Proteinpräparate eingereicht“, sagt Dr. Peter Eisner, Wissenschaftler am IVV und Projektkoordinator.
Um die Patientendiagnostik weiter zu verbessern, planen die Forscher des IVV, des IZI und des IME gemeinsam mit der Uniklinik Leipzig in großem Umfang die Seren von Allergikern zu untersuchen. Ein Ziel ist eine Biobank mit mehr als 500 Seren von Betroffenen. „Wir arbeiten an einem Test, der es ermöglicht, mit nur einem Tropfen Blut des Patienten ein breites Spektrum an Lebensmittelallergien zu erkennen“, so Dr. Michael Szardenings, Gruppenleiter am IZI.
Damit ließen sich auch Kreuzreaktionen besser bestimmen, die mit dem derzeit in Arztpraxen angewandten Hauttest, dem Prick-Test, nicht auseinander gehalten werden können. Ist jemand beispielsweise allergisch auf Birkenpollen, reagieren seine Antikörper oft mit Sojaproteinen. Der Befund wäre im Prick-Test also positiv, obwohl der Betreffende gar nicht auf Soja allergisch ist.
„Mit unserem Test könnte man genau erkennen, ob das Risiko für eine Sojaallergie vorliegt. Er könnte sogar gleich in der Arztpraxis ausgewertet werden“, sagt Szardenings. Eine Idee der Forscher ist es, die Auswertung zukünftig mit einer App zu verbinden. „Man nimmt mit seinem Smartphone ein Foto des Tests auf und erhält das Ergebnis kurz darauf über die App, die mit einer Auswertesoftware verknüpft ist.“ Das Projekt FoodAllergen startete im Frühjahr 2016 und läuft bis März 2019. Die Fraunhofer-Zukunftsstiftung fördert das Vorhaben mit 6,6 Millionen Euro.